Bei der Expositionstherapie stellt man sich den Situationen, die Ängste auslösen, in einem geschützten Rahmen. Doch wie ist der genaue Ablauf und bring das was?

Die Expositionstherapie, auch Konfrontationstherapie genannt, ist eine spezielle Behandlungsmethode aus der Verhaltenstherapie, die dir helfen soll, dich deinen Ängsten zu stellen, um diese schließlich abbauen zu können.

Wenn du Angst vor einem bestimmten Objekt oder einer bestimmten Aktivität hast, meidest du es vielleicht. Wenn du zum Beispiel Angst vor geschlossenen Räumen hast, meidest du vielleicht den Aufzug, besonders wenn er überfüllt ist. Dieses Vermeidungsverhalten kann zwar kurzfristig helfen, deine Angst in Schach zu halten, aber langfristig kann es dazu führen, dass sich deine Angst und deine Ängste verschlimmern.

Die Konfrontation mit deiner Angst im Rahmen der Expositionstherapie kann helfen, diesen Kreislauf aus Angst und Vermeidung zu durchbrechen. Bei der Expositionstherapie wirst du in einer sicheren Umgebung mit dem Auslöser deiner Angst konfrontiert. Diese Expositionen soll dir helfen, deine Angst zu überwinden, damit das Objekt, die Aktivität oder die Situation keine Angst mehr auslöst und du dich sinnvoll damit beschäftigen kannst.

Ein Motto der Expositionstherapie lautet: "Machen wir uns damit vertraut, dass wir uns unwohl fühlen", sagt Courtney DeAngelis, PsyD, eine zugelassene klinische Psychologin am Columbia University Medical Center, die sich auf dieses Verfahren der Psychotherapie spezialisiert hat.

In diesem Artikel erfährst du,

  • welche unterschiedlichen Formen
  • und welche Expositionsübungen es zur Bewältigung deiner Ängste gibt,
  • wie der Ablauf genau ist,
  • wobei die Konfrontationstherapie helfen kann
  • und als wie wirksam sie sich erweist.

Arten der Expositionstherapie

Die Expositionstherapie kann sich bei verschiedenen Erkrankungen als große Hilfe erweisen, z.B. bei Phobien, generalisierten Angststörungen und sozialen Ängsten. Es gibt jedoch eine spezielle Form der Expositionstherapie, die so genannte Expositions- und Reaktionsverhinderungstherapie (ERP oder Ex/RP), mit der insbesondere Zwangsstörungen behandelt werden können.

Laut DeAngelis hilft ERP Patienten und Patientinnen mit Zwangsstörungen dabei, sich unangenehmen Situationen zu stellen und Zwänge zu reduzieren, die sie zur Linderung von Ängsten ausüben könnten.

"Indem man den Zwang oder das Ritual verhindert, kann man Einsicht aufbauen, so dass die Betroffenen lernen, dass keine schlimmen Dinge passieren, auch wenn sie sich nicht an die OCD-'Regel' halten", sagt DeAngelis.

Eine Studie aus dem Jahr 2015 stellt fest, dass ERP große Erfolge bei der Verringerung der Symptome der Zwangsstörung gezeigt hat, einer Krankheit, die früher als unbehandelbar galt (1).

Techniken

Die Expositionstherapie kann unterschiedlich schnell voranschreiten. Nach DeAngelis leitet dein Therapeut die Angstpatienten an, sich ihren Ängsten anhand einer Angsthierarchie oder "Leiter" zu stellen, die als Fahrplan für die Behandlung dient. Er kann dir auch dabei helfen, mit dem Trauma und der Angst fertig zu werden, die jeder Schritt dieses Prozesses mit sich bringt.

  1. Abgestufte Exposition: Dabei wirst du schrittweise mit der Quelle deiner Angst konfrontiert, indem du auf der Leiter eine Stufe nach der anderen aufsteigst. Wenn du zum Beispiel Angst vor Nadeln hast, könnten die Schritte darin bestehen, dass du dir ein Bild von einer Nadel ansiehst, eine verdeckte Nadel in deiner Nähe hast, eine Nadel in der Hand hältst usw., bis du in der Lage bist, das zu tun, wovor du dich am meisten fürchtest, nämlich eine Spritze zu bekommen.
  2. Systematische Desensibilisierung: Dein Therapeut kann die Technik der systematischen Desensibilisierung anwenden, um dir zu helfen, dich zu entspannen und dich an die einzelnen Schritte des Prozesses zu gewöhnen. Diese Methoden können Entspannungsübungen wie Meditation, Tiefenatmung, geführte Bilder und progressive Muskelentspannung beinhalten.
  3. Flooding: Bei dieser Methode wirst du der höchsten Stufe der imaginären Leiter auf einmal ausgesetzt. Therapeuten können Flooding anwenden, wenn deine Angst dich in deinem Alltag behindert. Diese Methode kann dir zwar helfen, deine Angst schneller zu überwinden, doch Vorsicht: Das Flooding kann selbst traumatisch für den Patient sein. Ein Therapeut kann diese Methode erst dann in Betracht ziehen, wenn deine Angst nach einer Vorbereitungsphase deutlich zurückgegangen ist.

Therapeuten, die eine Expositionstherapie durchführen, können auf eine Reihe von Techniken zurückgreifen, die DeAngelis im Folgenden beschreibt.

In-vivo-Exposition

Bei der In-vivo-Exposition wird ein gefürchteter Reiz oder eine gefürchtete Situation in Echtzeit direkt angesprochen. Wenn ein Jugendlicher zum Beispiel Angst hat, von seinen Eltern getrennt zu sein, würde das bedeuten, dass er übt, sich in verschiedenen Situationen schrittweise von seinen Eltern zu trennen (unter Anleitung eines Therapeuten und mit Zustimmung der Eltern).

Imaginäre Exposition

Bei der imaginalen Exposition stellst du dir die gefürchtete Situation in allen Einzelheiten vor. Wenn du zum Beispiel eine Phobie vor dem Erbrechen hast, wirst du wahrscheinlich nicht dazu aufgefordert, etwas zu essen, um dich absichtlich zu übergeben.

Stattdessen könnte ein Therapeut dich bitten, in einem schriftlichen Bericht oder einem Fragebogen genau zu beschreiben, was du dir vorstellst, was passieren würde, wenn du dich übergeben müsstest, vielleicht in der Öffentlichkeit. Der Therapeut kann dich bitten, dir dieses imaginäre Skript immer wieder vorzulesen oder anzuhören. Der Grundgedanke dabei ist, dich von den gefürchteten Situationen zu langweilen, anstatt die gleiche Angst hervorzurufen.

Interozeptive Exposition

Interozeptive Exposition kann dabei helfen, ein gefürchtetes körperliches Gefühl zu bekämpfen; sie wird in der Regel bei der Behandlung von Panikattacken eingesetzt. Dein Therapeut kann dich zum Beispiel auffordern, eine Minute lang Hampelmänner zu machen, um deine Herzfrequenz zu erhöhen. Am Ende wirst du lernen, dass dies weder gefährlich noch ein Anzeichen für einen Herzinfarkt ist.

Exposition in der virtuellen Realität

Virtual Reality Exposure ist ein neuerer Ansatz, der es dir ermöglicht, dich mit deinen Ängsten in der virtuellen Realität auseinanderzusetzen. Wenn du zum Beispiel Angst vor dem Fliegen hast, können dir Videos helfen, die das Fliegen simulieren, bevor du in den Urlaub fliegst. Weitere Informationen zu dieser recht neuen Therapieform findest du in diesem Artikel.

Wobei die Expositionstherapie helfen kann

Laut DeAngelis ist die Expositionstherapie besonders hilfreich bei der Behandlung von Erkrankungen, die Angstzustände verursachen können. Sie erklärt, dass Angst dazu führen kann, dass du die Gefahr/das Unbehagen überschätzt und deine Fähigkeit unterschätzt, mit der Gefahr/dem Unbehagen umzugehen.

"Die Expositionstherapie arbeitet an diesen beiden Herausforderungen, damit du erkennst, dass deine Angst mit der Zeit von selbst verschwindet, wenn du mit einer unangenehmen oder beängstigenden Situation konfrontiert wirst, und dass du mit dieser Angst umgehen kannst", sagt DeAngelis.

Dies sind einige der Erkrankungen und Angststörungen, bei denen die Expositionstherapie helfen kann:

Vorteile der Expositionstherapie

Nachfolgend sind einige der Vorteile der Expositionstherapie aufgeführt.

Die Expositionstherapie kann die Angstsymptome einer Person deutlich reduzieren, die Fähigkeit oder Bereitschaft erhöhen, an unangenehme Situationen heranzugehen, und das Lernen stärken, dass man mit schwierigen Dingen umgehen kann.

- COURTNEY DEANGELIS, PSYD

  • Gewöhnung: Wenn du dich schrittweise und wiederholt der Quelle deiner Angst aussetzt, kann deine Reaktion darauf mit der Zeit abnehmen.
  • (Standard) Extinktion: Die Expositionstherapie kann dir eine sichere Umgebung bieten, in der du lernst, dass die Situation, die du fürchtest, keine Bedrohung für dich darstellt. Sie kann dir dabei helfen, die Assoziation zwischen der Situation und dem negativen Ergebnis, das du erwartest, zu schwächen.
  • Emotionale Verarbeitung: Diese Form der Therapie kann dir helfen, die Ursache deiner Angst zu erforschen und zu verstehen. Sie kann dir auch helfen, deine instinktive Reaktion durch eine realistischere Einschätzung und Glaubenssätze über die gefürchtete Situation (bzw. Objekte) zu ersetzen und dich mit Angst und Furcht besser umgehen zu lassen.
  • Selbstwirksamkeit: Im Laufe der Zeit kann dir die Expositionstherapie helfen, zu erkennen, dass du dich der Situation, die du fürchtest, stellen und die Angst, die sie verursacht, bewältigen kannst.

Wirksamkeit

"Die Expositionstherapie ist eine evidenzbasierte Behandlung, was ganz einfach bedeutet, dass die Forschung gezeigt hat, dass sie funktioniert", sagt DeAngelis.

Laut einer Studie aus dem Jahr 2015 ist empirisch belegt, dass die Expositionstherapie bei der Behandlung von Angststörungen wie Phobien, Panikstörung, sozialer Angststörung, Generalisierter Angsterkrankung, PTBS und Zwangsstörungen helfen kann (2).

Eine Studie aus dem Jahr 2016 ergab, dass Menschen, die eine Expositionstherapie zur Behandlung von Phobien erhielten, nicht nur unmittelbar nach der Behandlung, sondern auch acht Jahre später weniger Symptome aufwiesen, was darauf hindeutet, dass die Expositionstherapie langfristige Vorteile bezüglich der Linderung der Beeinträchtigungen der Patienten hat (3).

Was du beachten solltest

Es kann schwierig sein, sich seinen Ängsten zu stellen, deshalb kann eine Expositionstherapie unangenehm und herausfordernd sein.

Wenn du eine Expositionstherapie machst, "ist es wichtig zu verstehen, dass das Ziel des Therapeuten nicht darin besteht, dich zu quälen, und dass du bereit bist, unangenehme Situationen oder Reize zu tolerieren, die du bisher vermieden hast", sagt DeAngelis.

Die Expositionstherapie kann auch gelegentlich Nachteile haben:

  • Die Symptome können zurückkehren: Bei einigen Patienten können die Symptome mit der Zeit zurückkehren (3). Das ist besonders wahrscheinlich, wenn die Behandlung vorzeitig beendet wurde.
  • Simulierte Bedingungen spiegeln nicht immer die Realität wider: Die Bedingungen in der Expositionstherapie spiegeln nicht immer die Realität wider. So kann jemand mit PTBS zum Beispiel in der Lage sein, mit den simulierten Bedingungen in der Praxis eines Therapeuten umzugehen, ist aber möglicherweise nicht in der Lage, die Situation zu bewältigen, wenn sie sich in der Realität abspielt (4).

Trotz dieser Einschränkungen lohnt es sich, die Expositionstherapie als Vorgehen in Betracht zu ziehen, denn die Forschung belegt ihre Wirksamkeit.

Eine der Grenzen der Expositionstherapie ist, dass sie nicht ausreichend genutzt wird. Viele Therapeuten haben keine formale Ausbildung in der Expositionstherapie und können sie daher nicht anwenden, um Menschen mit Angststörungen zu helfen (5).

So fängst du an

Wenn du eine Expositionstherapie in Anspruch nehmen möchtest, solltest du dich zunächst nach einem qualifizierten Therapeuten, Psychologen oder Psychiater umsehen, der in dieser Therapieform ausgebildet ist.

Du kannst deinen Hausarzt oder deine Hausärztin um eine Empfehlung bitten oder einen Therapeuten oder eine Therapeutin über die örtlichen oder staatlichen Verbände für psychische Gesundheit finden. Also mache dir eine Liste mit Therapeuten und greif zum Telefon, um einen Termin auszumachen. Hat der Therapeut keinen Platz mehr frei, frag ruhig, ob sie einen Kollegen nennen kann, bei dem du möglicherweise unterkommen könntest.

Bei deinem ersten Termin musst du wahrscheinlich die notwendigen Papiere ausfüllen, die Angaben zu deinen Symptomen, deiner Krankengeschichte und deiner Versicherung enthalten können.

Erarbeite gemeinsam mit deinem Psychotherapeuten deine Therapieziele und bemühe dich um eine gute Zusammenarbeit mit ihm. Diese sogenannte therapeutische Beziehung ist für eine Expositionstherapie unerlässlich, denn du musst dich sicher und unterstützt fühlen, wenn du dich deinen schlimmsten Ängsten stellst.

Mein Fazit

Wenn du eine Angst oder eine Erkrankung hast, die dich daran hindert, dein Leben zu leben, kannst du eine Expositionstherapie machen, um sie zu behandeln. Auch wenn die Aussicht, sich deinen Ängsten zu stellen, entmutigend sein kann, kann dich dein Therapeut oder deine Therapeutin durch den Prozess leiten und dir Werkzeuge an die Hand geben, die dir helfen, mit deinen Ängsten und den Reaktionen auf diese besser umzugehen.

"Es gibt eine große Belohnung für diejenigen, die bereit sind, auf der Welle der Angst zu reiten und sich in ihrem täglichen Leben wieder besser zu fühlen", sagt DeAngelis.

Quellen

  1.  Hezel DM, Simpson HB. Exposure and response prevention for obsessive-compulsive disorder: a review and new directions. Indian J Psychiatry. 2019;61(Suppl 1):S85-S92. doi:10.4103/psychiatry.IndianJPsychiatry_516_18
  2. Kaczkurkin AN, Foa EB. Cognitive-behavioral therapy for anxiety disorders: an update on the empirical evidence. Dialogues Clin Neurosci. 2015;17(3):337-346. doi:10.31887/DCNS.2015.17.3/akaczkurkin
  3. Lange I, Goossens L, Leibold N, et al. Brain and behavior changes following exposure therapy predict outcome at 8-year follow-up. Psychother Psychosom. 2016;85(4):238-240. doi:10.1159/000442292
  4. Markowitz S, Fanselow M. Exposure therapy for post-traumatic stress disorder: factors of limited success and possible alternative treatment. Brain Sci. 2020;10(3):167. doi:10.3390/brainsci10030167
  5. Reid AM, Guzick AG, Fernandez AG, et al. Exposure therapy for youth with anxiety: Utilization rates and predictors of implementation in a sample of practicing clinicians from across the United States. J Anxiety Disord. 2018;58:8-17. doi:10.1016/j.janxdis.2018.06.002

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