F40.2 ist der ICD-10-Code für spezifische isolierte Phobien. Was man unter diesem Begriff versteht und wie man die Erkrankung behandeln kann, erfährst du hier.
Der ICD Code ist eine Klassifikation aller möglichen Erkrankungen.
Im ICD 10-Code steht das Kapitel F für alle psychischen und Verhaltensstörungen. Die Gruppe F40 steht hierbei für alle phobische Störung(en) und noch konkreter ist die Untergruppe F40.2 Spezifische isolierte Phobien. Sind die Diagnosen, unter der Patienten leiden, noch nicht ganz klar, wird nicht selten vorerst das Kürzel F40.9 – Phobische Störung nicht näher bezeichnet, vergeben.
Eine spezifische Phobie ist eine intensive und irrationale Angst (evtl. Panikzustände) vor einem bestimmten Objekt oder einer bestimmten Situation. Eine Phobie ist eine übermäßige und überwältigende Angst, die dazu führt, dass man das Objekt meidet oder sich extrem quält.
Manche Phobien konzentrieren sich auf ein bestimmtes Angstobjekt, während andere komplex und an verschiedene Situationen oder Umstände gebunden sind. Phobien können zusammen mit einer Panikstörung auftreten, das ist aber nicht notwendigerweise der Fall.
Etwa 19 Millionen Erwachsene sind von Phobien betroffen, wobei Frauen doppelt so häufig wie Männer an einer spezifischen Phobie leiden (1). Manche Menschen haben auch mehrere spezifische Phobien gleichzeitig. Etwa 75% der Menschen mit einer spezifischen Phobie fürchten mehr als ein Objekt oder eine Situation (2).
Über mich
Hallo,
mein Name ist Andreas und ich bin 44 Jahre alt. Ich litt jahrelang unter einer Angststörung mit Panikattacken, Depressionen und Zwangsverhalten.
Falls Du mehr über mich erfahren möchtest und was mir persönlich am meisten geholfen hat, kannst Du das hier nachlesen.
Kriterien für die Diagnose einer spezifischen Phobie nach F40.2
Eine Angst und eine Phobie sind nicht dasselbe, deshalb ist es wichtig, den Unterschied zu kennen. Viele Menschen erleben Ängste oder Abneigungen vor Objekten oder Situationen, aber das bedeutet nicht unbedingt, dass bei ihnen eine spezifische Phobie diagnostiziert wird.
Therapeuten können eine solche Diagnose auch nicht mit einem Labortest stellen. Deshalb ziehen sie und andere psychosoziale Fachkräfte bestimmte Kriterien aus einem Leitfaden zu Rate. Dieser Leitfaden enthält die Diagnosekriterien für spezifische Phobien (3):
- Unbegründete, übermäßige Angst: Die Person zeigt übermäßige oder unangemessene, anhaltende und intensive Angst (Panik), die durch ein bestimmtes Objekt oder eine bestimmte Situation ausgelöst wird.
- Unmittelbare Angstreaktion: Die Angstreaktion muss in keinem Verhältnis zur tatsächlichen Gefahr stehen und tritt fast augenblicklich auf, wenn das Objekt oder die Situation präsentiert wird. Meist stellen sich Beschwerden wie starkes Herzklopfen oder ein Schwächegefühl ein.
- Vermeidung oder extreme Verzweiflung: Die Person versucht, das Objekt oder die Situation zu meiden, oder erträgt sie mit extremer Verzweiflung.
- Lebensbegrenzend: Die Phobie hat erhebliche Auswirkungen auf die Schule, die Arbeit oder das Privatleben der Person.
- Sechs Monate Dauer: Bei Kindern und Erwachsenen muss die Dauer der Symptome mindestens sechs Monate betragen.
- Nicht durch eine andere Störung verursacht: Viele Angststörungen haben ähnliche Symptome. Ein Arzt oder Therapeut muss zunächst ähnliche Erkrankungen wie eine Agoraphobie, Zwangsstörungen und Trennungsangst ausschließen, bevor er eine spezifische Phobie diagnostizieren kann.
Angst als irrational anzuerkennen ist nicht erforderlich
In früheren Leitlinien mussten Erwachsene mit spezifischen Phobien erkennen, dass ihre Ängste in keinem Verhältnis zur Realität stehen, bei Kindern ist diese Erkenntnis für die Diagnose einer spezifischen Phobie jedoch nicht erforderlich. In der Ausgabe 2013 heißt es nun, dass Erwachsene die Irrationalität ihres Verhaltens nicht mehr erkennen müssen, um eine Diagnose zu erhalten.
Arten von spezifischen Phobien
Es gibt fünf Arten von spezifischen Phobien (3):
- Natur/Umwelt-Typ: Das sind Phobien vor der Natur, dem Wetter und umweltbedingten Ereignissen oder Situationen. Dazu kann die Angst vor Blitz und Donner (Astraphobie), vor Wasser (Aquaphobie) oder vor Höhen (Höhenangst) gehören.
- Verletzungsangst: Bei dieser Art von Angst geht es um die Furcht vor körperlichen Schäden oder Verletzungen. Dazu gehört die Angst vor dem Zahnarztbesuch (Dentophobie) oder vor Injektionen (Trypanophobie) und/oder Blut.
- Tierangst: Hier geht es um Angstreaktionen, die sich beim Anblick oder der Nähe von Tieren oder Insekten einstellen. Dazu kann die Angst vor Hunden (Kynophobie), Schlangen (Ophidiophobie) und Fliegen oder anderen Insekten (Entomophobie) gehören.
- Situativer Typ: Bei dieser Art von Phobie geht es um Ängste, die durch bestimmte Situationen ausgelöst werden. Dazu gehören die Angst vor dem Waschen (Ablutophobie) und vor geschlossenen Räume(n) (Klaustrophobie), Angst vor der Dunkelheit, Angst vor dem Urinieren oder Defäkieren auf öffentlichen Toiletten etc.
- Andere Typen: Ängste, die nicht in die anderen vier Typen passen, werden in diese Kategorie aufgenommen. Dazu gehören z. B. die Nomophobie, die Angst vor Puppen, Erbrechen, dem Genuss bestimmter Speisen oder lauten Geräuschen. Auch Verlassensängste würde man wohl in diese Kategorie einordnen.
Lesetipp: Angst – unterschiedliche Arten und Typen
Ursachen von phobischen Störungen
Es gibt eine Reihe verschiedener Faktoren, die zur Entwicklung bestimmter Phobien beitragen können. Dazu gehören:
- Temperament: Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass Menschen, die sich eher schüchtern verhalten, ein höheres Risiko für eine Reihe von Angststörungen haben, einschließlich spezifischer Phobien (4).
- Genetik: Menschen, in deren Familie ein Mitglied an einer Angststörung oder Phobie leidet, haben ein höheres Risiko, ebenfalls eine Phobie zu entwickeln (5).
- Erlebnisse: Stressige oder traumatische Erlebnisse können ebenfalls eine Rolle bei der Entstehung einer Phobie spielen. Ein einziges Mal von einem Hund gebissen zu werden, kann zum Beispiel eine Rolle bei der Entwicklung einer Angst vor Hunden spielen.
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Andreas
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Behandlung
Obwohl bestimmte Phobien ernsthaft und schwächend sein können, gibt es wirksame Möglichkeiten der Therapie. Diese können helfen, die Symptome zu verringern oder sogar zu beseitigen. Dazu gehören:
Medikamente
Medikamente werden zwar in der Regel nicht allein zur Behandlung von Phobien eingesetzt, aber sie können manchmal verschrieben werden, um die körperlichen und emotionalen Reaktionen auf Phobien zu bewältigen. Solche Medikamente sind in der Regel am wirksamsten, wenn sie mit einer Psychotherapie kombiniert werden.
Psychotherapie
Es gibt eine Reihe von Psychotherapietechniken, die zur Behandlung von Phobien eingesetzt werden können. Am häufigsten werden jedoch die Expositionstherapie und die kognitive Verhaltenstherapie (KVT) eingesetzt.
- Bei der Expositionstherapie wird der Patient dem gefürchteten Objekt oder der gefürchteten Situation allmählich und schrittweise ausgesetzt (6). Diese Exposition wird mit Entspannungsstrategien kombiniert, bis die Einzelsymptome, die sich als Reaktion auf die Ängste einstellen, reduziert oder ausgelöscht sind.
- Bei der kognitiven Verhaltenstherapie wird den Betroffenen geholfen, die automatischen negativen Gedanken, die zu phobischen Reaktionen führen, zu erkennen und zu ändern.
Die Leitlinien besagen, dass Menschen mit bestimmten Störungen auch ein erhöhtes Risiko für Selbstmord haben. Diese Phobien treten häufig zusammen mit anderen psychischen Erkrankungen auf, wie z. B. Panikstörungen, posttraumatischen Belastungsstörungen (PTBS) und Substanzkonsumstörungen (2). Deshalb ist eine angemessene Behandlung wichtig.
Lesetipp: Psychotherapeut suchen und finden
Vorbereitung auf die Behandlung
Wenn du beschlossen hast, dass es an der Zeit ist, professionelle Hilfe für deine Angst zu suchen, nimm dir etwas Zeit, um dich auf deinen ersten Termin vorzubereiten. Um deinen Termin optimal zu nutzen und deinem Therapeuten zu helfen, festzustellen, ob du eine Angst oder eine Phobie hast, solltest du drei Listen erstellen:
- Symptome: Erstelle eine Liste mit physischen und psychischen Symptomen, einschließlich möglicher Auslöser, wie du mit deiner Angst umgehst und Dinge, die deine Angst besser oder schlechter machen. Z.B.: was sind deine konkreten Befürchtungen, welche Objekte oder Situationen kommen als mögliche Ursache in Betracht, wie würdest du das Gefühl deiner Ängste beschreiben und wie stark ist dein Kontrollverlust?
- Persönliches Leben: Erstelle eine Liste mit allem, was in deinem Leben stressig ist, z. B. Beziehungsprobleme oder Probleme bei der Arbeit. In dieser Angabe ist es auch wichtig, neue Situationen aufzulisten, die dir positiv erscheinen, wie z. B. eine Beförderung oder eine aufkeimende Romanze, denn auch gute Nachrichten können Ängste auslösen.
- Medikamente und Nahrungsergänzungsmittel: Erstelle eine Liste mit allen Medikamenten und Nahrungsergänzungsmitteln, die du regelmäßig einnimmst, z. B. Vitamine und Kräutertees. Was sind die genauen Inhalte bzw. Inhaltsstoffe? Denn diese Substanzen könnten deine psychische Verfassung beeinflussen und die Behandlung beeinträchtigen.
Fragen an deinen Therapeuten
Während du im Büro deines Therapeuten bist, hast du die Möglichkeit, Fragen zu stellen. Hast du Angst, dass dir auf Anhieb keine Fragen einfallen? Hier sind einige, die du verwenden kannst:
- Welche Behandlungsmöglichkeiten empfehlen Sie?
- Wie kann ich während der Behandlung am besten mit meinen anderen gesundheitlichen Problemen oder Krankheiten umgehen?
- Wenn ich den empfohlenen Behandlungsplan befolge, mit welcher Verbesserung kann ich rechnen und wann?
Mein Fazit
Menschen, die unter einer spezifischen Phobie leiden, sind sich vielleicht bewusst, dass ihre Ängste irrational sind, aber das bedeutet nicht, dass ihre Angst nicht sehr real und oft lähmend ist.
Spezifische Phobien sind weit verbreitet und wurzeln oft in instinktiven Urängsten, die viele Menschen (auch solche ohne Diagnose einer Phobie) erleben und verstehen. Es ist wichtig, daran zu denken, dass es wirksame Behandlungen gibt, die helfen können, diese Ängste und die von ihnen verursachten Symptome zu lindern.
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