Nach Schätzungen leiden in Deutschland über 11 Millionen Menschen am Reizdarmsyndrom (RDS) (1). Das ist fast jeder Siebte.
Die meisten Medizinier machen es sich leicht und stempeln Reizdarm als „psychosomatisch“ ab. Das machen sie immer dann, wenn sie nicht weiter wissen; wenn sie also keine eindeutige Ursache finden und nicht nach Leitlinie (Schema F) behandeln können.
Das ist leider genau das Problem beim Reizdarmsyndrom: es gibt nicht die eine immer wirksame Therapie oder Behandlung.
Dennoch gibt es eine fast unzählige Anzahl an rezeptfreien Medikamenten, die gegen die einzelnen Symptome oder sogar gegen Reizdarm als Ganzes helfen sollen. Ob Probiotika, pflanzliche Mittel oder Hausmittel – jeder Hersteller hat auf seiner Webseite eine Unterseite, welche suggeriert, sein Produkt sei das Mittel der Wahl gegen Reizdarm.
Doch was hilft bei Reizdarm wirklich? Dieser Artikel versucht, Licht ins Dunkle zu bringen…
Über mich
Hallo,
mein Name ist Andreas und ich bin 44 Jahre alt. Ich litt jahrelang unter einer Angststörung mit Panikattacken, Depressionen und Zwangsverhalten.
Falls Du mehr über mich erfahren möchtest und was mir persönlich am meisten geholfen hat, kannst Du das hier nachlesen.
Was ist das Reizdarmsyndrom eigentlich?
Das Reizdarm Syndrom (RDS), auch Reizcolon oder Colon irritabile genannt, zählt zu den funktionellen Störungen des Magen-Darm-Trakts.
Wie der Name schon sagt, handelt es sich beim Reizdarm um ein Syndrom. Das Reizdarmsyndrom (RDS) ist somit lediglich eine Beschreibung der Reizdarm Symptome, unter denen die Betroffenen leiden – ohne genaue Erklärung, wie die Symptome entstehen.
Diagnose des Reizdarmsyndroms
Des Weiteren ist „Reizdarm“ eine sogenannte Ausschlussdiagnose. Das bedeutet, die Diagnose „Reizdarm“ darf erst gestellt werden, wenn man andere Erkrankungen mit den gleichen Symptomen (wie z.B. Darmkrebs oder Morbus Crohn) sicher ausschließen kann.
In vielen Fällen spielt Stress eine bedeutende Rolle. Die Betroffenen berichten, dass ihre Beschwerden in Stressphasen zunehmen und in stressfreien Phasen abklingen. Manche sind in stressfreien Phasen auch komplett symptomfrei.
Ausschluss-Diagnosen
Bevor ein Reizdarmsyndrom diagnostiziert wird, sollten u.a. folgende sogenannte Differentialdiagnosen ausgeschlossen werden:
- Zöliakie (Glutenunverträglichkeit)
- Darmparasiten (z.B. Würmer)
- Andere Pathogene (Salmonellen, Shigellen etc.)
- Autonome Neuropathie (bei Diabetes Mellitus)
- Ulcera (Geschwüre)
- Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen wie Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa.
- Karzinome (Krebs)
Doch nicht psychosomatisch? – Die Rolle von Mini-Entzündungen beim Reizdarm
Auch wenn noch weitere Forschung notwendig ist. Es gibt bereits viele Hinweise darauf, dass unterschwellige Mini-Entzündungen in der Darmschleimhaut eine wichtige Rolle bei der Entstehung des Reizdarm-Syndroms spielen. Das ist insofern beachtlich, da man bisher noch keinerlei anderen organische Auslöser der Reizdarm-Erkrankung gefunden hat.
Einem Forscherteam bestehend aus Humanbiologen der TU München ist es gelungen, die Mikroentzündungen in der Darmschleimhaut nachzuweisen (3). Diese unterschwelligen Entzündungen lassen sich nicht durch herkömmliche Methoden wie Darmspiegelung oder Ultraschall nachweisen.
Diese Mikroentzündungen bewirken wohl eine Sensibilisierung des Darmnervensystems, was die Forscher mit ultraschnellen optischen Messverfahren zeigen konnten. Die Darmschleimhaut wird dann überempfindlich und setzt in der Folge vermehrt neuroaktive Botenstoffe wie Serotonin, Histamin und Proteasen frei, die für die unangenehmen Beschwerden verantwortlich sein könnten.
Symptome und Anzeichen
Wie kann man feststellen ob man einen Reizdarm hat?
Das häufigste und wichtigste Symptom beim Reizdarm sind die krampfartigen Bauchschmerzen, unter denen fast alle Betroffene leiden. Die Intensität und Häufigkeit dieser Bauchschmerzen kann stark variieren – von Tag zu Tag und auch von Mensch zu Mensch.
In den meisten Fällen stehen die Bauchkrämpfe in zeitlichem Zusammenhang mit dem Stuhlgang, z.B. wenn kurz nach den Bauchkrämpfen Durchfall eintritt.
Manchmal tritt nach dem Stuhlgang eine Besserung ein, manche Betroffene haben aber nach dem Stuhlgang das unangenehme Gefühl einer unvollständigen Darmentleerung.
Auch beim Stuhlgang gibt es individuelle Unterschiede: manche leiden unter Durchfall, andere unter Verstopfung – und manchmal Durchfall und Verstopfung im Wechsel. Auch Fettstuhl, Schleim im Stuhl, kleberiger Stuhl oder (psychisch bedinger) Bleistiftstuhl sind häufig zu beobachten.
Neben Bauchschmerzen und verändertem Stuhlgang ist der Blähbauch ein weiteres wichtiges Kriterium. Wenn die Luft entweichen kann, führt das zu den typischen Blähungen. Schlimmer ist es manchmal, wenn die Luft gar nicht entweichen kann. Dann fühlt sich der Bauch aufgebläht an, man muss aufstoßen und durch die Luft kann es zu starken Schmerzen im Oberbauch kommen.
Bei lang anhaltendem Durchfall kann es als Folge zu starkem Gewichtsverlust kommen.
Manche Betroffene berichten zusätzlich über Müdigkeit und Erschöpfung, auch Kopfschmerzen sind eine häufige Begleiterscheinung.
Die wichtigsten Reizdarm Symptome sind:
- Bauchschmerzen, meist krampfartig
- Verändertes Stuhlverhalten: Durchfall oder Verstopfung oder Wechsel zwischen beidem
- Blähbauch: Blähungen und/oder Völlegefühl
Falls die Symptome länger als drei Monate anhalten, spricht man von einem chronischen Reizdarmsyndrom.
Lesetipp: Kann Durchfall psychosomatisch sein?
Ursache – Wie kommt es zu einem Reizdarm?
Leider gibt es beim Reizdarm Syndrom noch keinen allgemein anerkannten Entstehungsmechanismus (Pathogenese). Es ist jedoch allgemeinhin bekannt, dass Stress und psychische Beschwerden das Reizdarm Syndrom auslösen und verstärken können.
Dennoch halte ich es für falsch, das Reizdarmsyndrom als rein psychosomatisch einzuordnen. Denn es verdichten sich Hinweise, dass unterschwellige Entzündungen (Mini-Entzündungen) der Darmschleimhaut eine Rolle spielen.
Lesetipp: Reizdarm und Psyche
Welchen Einfluss hat die Ernährung?
Was essen bei Reizdarm? Und was sollte man bei Reizdarm nicht essen?
Diese Fragen stellten sich fast alle Betroffenen. Denn die meisten machen die Erfahrung, dass sie bestimmte Nahrungsmittel nicht mehr so gut vertragen wie vor dem Auftreten des Reizdarmsyndroms.
Doch nicht immer ist es einfach, diese Lebensmittel auszumachen. Manchmal werden sie gut vertragen, während man in Phasen mit starken Reizdarm Beschwerden fast gar nichts mehr zu vertragen scheint.
Da erstaunt es auch nicht, dass es die unterschiedlichsten Empfehlungen gibt. Manche sehen in Laktose und Fruchtzucker die Ursache allen Übels, andere sehen in Gluten den größten Übeltäter.
Es gibt ganze Listen von empfohlenen und nicht empfohlenen Lebensmitteln, z.B. hier (4).
Solche Listen geben eine ganz gute Orientierung, um mal zu schauen, was man denn in seinem gewohnten Speiseplan weglassen sollte bzw. wovon man vielleicht mehr essen sollte. Doch letztendlich wird man nicht drum rum kommen, für sich selbst zu testen, was einem gut tut und was man weniger gut verträgt.
Hierzu empfiehlt es sich, ein Ernährungstagebuch zu führen, in dem man notiert, was man wann gegessen hat – und welche Beschwerden man an welchen Tagen hat. Nach einigen Wochen kann man schauen, ob man irgendwelche Muster erkennt, um daraufhin den eigenen Speiseplan anzupassen.
Ich möchte hier unserer Ernährung den Stellenwert für eine gute Gesundheit nicht absprechen. Aber beim Reizdarmsyndrom lässt sich durch eine Ernährungsumstellung meist „nur“ eine Linderung der Symptome erreichen.
Lesetipp: Kann man Reizdarm mit Hausmitteln behandeln?
Die Low-Fodmap-Diät
Am vielversprechendsten aller Reizdarm-Diäten bzw. Ernährungsempfehlungen ist die sogenannte Low-Fodmap-Diät.
FODMAP ist eine Abkürzung, sie steht für:
- Fermentable
- Oligosaccharides
- Disaccharides
- Monosaccharides and
- Polyols
Das sind kurzkettige Kohlenhydratverbindungen, welche vor allem in bestimmten Frucht- und Milchzuckern vorkommen. Auch bestimmte Süßstoffe enthalten hohe Anteile an FODMAP.
Folgende Lebensmittel enthalten besonders viel an FODMAP:
- Manche Obst- und Gemüsesorten
- Hülsenfrüchte
- Manche Getreidesorten wie Weizen und Roggen
- Honig
- Milch und Joghurt
Diese Stoffe werden von Forschern für die Reizdarm Beschwerden von Reizdarm Patienten verantwortlich gemacht.
Die Wirksamkeit der Diät mit Fodmap wurde in mehreren Studien bestätigt (6,7). Je nach Studie sprechen bis zu 70% der Reizdarm Patienten von einer Verbesserung der Beschwerden.
Eine typische Fodmap-Diät läuft folgendermaßen ab:
- In der ersten ca. 4-6 Wochen andauernden Eliminationsphase werden alle Lebensmittel gemieden, welche einen hohen Fodmap-Anteil enthalten. Ziel dieser Schonkost ist eine deutliche Verbesserung der Beschwerden. Falls dies erreicht ist, kann man zur zweiten Phase übergehen.
- In der zweiten Phase, der sogenannten Wiedereinführungsphase, werden schrittweise Lebensmittel, welche man in Phase 1 komplett vermied, wieder eingeführt. Und man schaut dabei, ob sich nach Einführung eines bestimmten Lebensmittels die Symptomatik verschlechtert.
Ich empfehle, einen auf Fodmap spezialisierten Ernährungsberater zu Rate zu ziehen, der einem bei der nicht einfachen Ernährungsumstellung motivierend und beratend zur Seite stehen kann. Der kann Dir helfen, einen konkreten Ernährungsplan aufzustellen, damit Du nicht jeden Tag neu überlegen musst, was denn jetzt erlaubt ist und was nicht.
Lesetipp: Betroffene berichten von ihrem Reizdarm
Was ich jedem mal raten würde, auszuprobieren
Ein persönlicher TippIch habe sehr gute Erfahrungen mit CBD-Öl gemacht. Es entspannt und beruhigt mich und hat mir sogar dabei geholfen, von meinen Antidepressiva loszukommen. Ich habe hierzu auch einen eigenen Erfahrungsbericht geschrieben, den Du hier nachlesen kannst.
Andreas
Online-Tests
Reizdarm und Alkohol
Viele Reizdarm-Betroffene fragen sich, ob sie auf den Genuss von Alkohol komplett verzichten müssen. Auf diese Frage gibt es jedoch keine pauschale Antwort, sie muss immer individuell beantwortet werden.
Eine Studie aus 2013 kommt zu dem Schluss, dass die individuellen Unterschiede damit zusammenhängen, ob und wie eine Person bereits regelmäßig Alkohol trinkt.
Einen Hinweis, dass Alkohol den Reizdarm verschlechtern kann, gibt uns die Tatsache, dass der Genuss von Alkohol die Aufnahme Kohlenhydraten incl. FODMAPs erhöhen kann. Und da FODMAPs die Reizdarmsymptome verschlechtern kann, kann das Trinken von Alkohol indirekt auch eine Verschlimmerung der Darmbeschwerden auslösen.
Letztendlich führt aber auch hier kein Weg dran vorbei, die Sache – am besten mit einer geringen Menge Alkohol – auszuprobieren.
Unser Bauchhirn und die Rolle von Stress & Psyche beim RDS
Unser Darm besitzt ein eigenes Nervensystem, das sogenannte Enterische Nervensystem (kurz: ENS). Es besteht aus über 100 Mio. Nervenzellen und durchzieht den gesamten Magen-Darm-Trakt. Zwischen dem ENS und unserem Gehirn werden permanent Informationen ausgetauscht.
Diese Erkenntnis macht es vielleicht leichter nachzuvollziehen, wieso unsere Psyche einen so starken Einfluss auf unseren Magen-Darm-Trakt haben kann – und umgekehrt.
Denn die Informationen fließen in beide Richtungen: vom Bauchhirn zum Gehirn und vom Gehirn zum Bauchhirn.
So wie ein gut funktionierender Darm mit gesunder Darmflora für gute Stimmung „sorgen“ können – so kann sich auch umgekehrt Stress negativ auf unseren Bauch auswirken.
Deswegen sollte jeder von Reizdarm Betroffene auch daran arbeiten, sein Stresslevel möglichst niedrig zu halten. Weiter unten im Fazit verlinke ich hierzu zwei wertvolle Artikel.
Außerdem solltest Du beachten, dass ein hoher Stresspegel auch immer dazu führt, dass wir schlechtere Entscheidungen bei der Wahl unserer Nahrungsmittel treffen, welche die Beschwerden beim Reizdarm noch weiter verschlimmern können.
Lesetipp: Gelber Stuhl und Angststörung – der Zusammenhang
Medikamente gegen Reizdarm
Leider gibt es nicht DAS Medikament, welches bei Reizdarm zuverlässig hilft und das Syndrom an der Ursache bzw. den Ursachen angeht. Alle in Frage kommenden Medikamente zielen daher auf die Linderung der einzelnen Symptome des Reizdarms ab. Es gibt Medikamente zur Linderung von Krämpfen, gegen Durchfall, gegen Verstopfung etc.
Buscomint mit Pfefferminzöl
Buscomint ist ein pflanzliches Arzneimittel zur Linderung von Bauchkrämpfen, Bauchschmerzen und Blähungen. Eine Kapsel enthält Pfefferminzöl in einer Konzentration, die 60-80 Tassen Pfefferminztee entspricht.
Die Kapseln sind magensaftresistent, so dass der Wirkstoff Menthol erst im Darm freigesetzt wird. Das verhindert, dass man wegen dem Menthol aufstoßen müsste.
Der Hersteller verspricht eine Linderung der Beschwerden nach bereits ein bis zwei Wochen. Das Pfefferminzöl solle den Calciumeinstrom in die Muskelzellen blockieren und dadurch das Auftreten von Krämpfen verhindern. Zusätzlich wirke das Pfefferminzöl entblähend (10).
Liadin Reizdarm Sachets Suspension
Liadin soll helfen, den Stuhlgang zu regulieren und sowohl bei Durchfall als auch bei Verstopfung wirksam sein. Es soll eine präbiotische Wirkung haben und dadurch den Aufbau einer gesunden Darmflora unterstützen.
Liadin enthält als Wirkstoffe Guarkernmehl (partell hydrolysiertes Guargummi) und Simethicon, die beide synergistisch bei der Behandlung von Reizdarmsymptomen wirken sollen.
Das Guargummi soll folgendes bewirken (11):
- Bindung von Wasser im Stuhl, dadurch soll der Stuhl aufblähen und gleitfähiger werden
- Absorption und Neutralisation endogener und exogener Toxine
- Bindung und Beseitigung von überschüssigen Gallensäuren
- Regulation der Darmfunktion
Das Simethicon soll eine überschüssige Schaumbildung im Magen verhindern.
Probiotika
Kijimea Reizdarm (Pro)
Kijimea (gesprochen: „kitschimea“) ist ein rezeptfreies Medikament, welches vom Hersteller Synformulas teils aggressiv beworben wird. Zu aggressiv, wenn es nach dem Arznei-Telegramm geht, welche dem Hersteller irreführende Werbung vorwirft (8).
Es enthält Bifidobakterien vom Stamm B. bifidum HI-MIMBb75, welche die geschädigte Darmbarriere reparieren und so die Darmbeschwerden wie Bauchschmerzen, Durchfall und Blähungen lindern soll (9).
Perenterol
Perenterol ist ein Probiotikum und enthält Hefebakterien. Es ist ein Klassiker bei der Behandlung von Durchfall. Laut Hersteller soll es auch entzündungshemmend wirken, das darmeigene Immunsystem unterstützen und bei der Regeneration des Darms helfen (12).
Mutaflor
Mutaflor ist ein weiteres Probiotikum, welches laut Hersteller bei Reizdarm helfen soll. Es enthält probiotische Bakterien E. coli Stamm Nissle 1917.
Weitere Probiotika
Weitere Probiotika sind Darm care probiotic, sanotact ProDarm u.v.m.
Lesetipp: Hier erfährst du, wie du deinen Darm nach Antibiotika-Einnahme wieder aufbauen kannst.
Buscopan
Buscopan ist ein Arzneimittel gegen akute Bauchkrämpfe und im Gegensatz zu Buscomint vom gleichen Hersteller nicht pflanzlich. Es enthält den Wirkstoff Butylscopolamin, der für die krampflösende Wirkung verantwortlich ist (13).
Ich würde raten, Buscopan eher in Notsituationen mit starken Krämpfen und Schmerzen einzusetzen. Für eine langfristige Einnahme rate ich zu Buscomint.
Loperamid
Loperamid ist ein Arzneimittel gegen starke Durchfälle. Es zählt zu den sogenannten Opioiden, hemmt die Peristaltik, also die Darmbewegungen, und verhindert so den Durchfall. Bei Überdosierung oder langfristigem Gebrauch kann es jedoch zu Verstopfung führen (14).
Es sollte deshalb auch nur in Absprache mit dem Arzt eingenommen werden. Für eine möglichst schnelle Wirkung empfiehlt sich die Einnahme als Tropfenform (15).
Antidepressiva
Laut reizdarmselbsthilfe.de hat sich die niedrig dosierte Einnahme von Antidepressiva gut beim Reizdarmsyndrom bewährt. Durch die niedrige Dosierung komme es weniger auf die antidepressive Wirkung an, sondern vielmehr auf die neuromodulative Wirkung der Antidepressiva auf den Darm.
Hier können Selektive Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer (SSRI) oder trizyklische Antidepressiva zum Einsatz kommen (16). Da Antidepressiva rezeptpflichtig sind, musst Du die Einnahme natürlich mit deinem behandelnden Arzt absprechen. Dieser kann Dir auch dabei helfen, das Antidepressivum auszuwählen.
Homöopathie
Zugegeben: Homöopathie ist ein eigenes Kapitel für sich. Viele Menschen schwören auf Globuli oder auf Schüssler Salze. Ein homöopathisches Mittel, welches bei Reizdarm wohl besonders häufig eingesetzt wird, ist Okoubaka.
Studien gibt es hierzu natürlich keine. Also hilft hier nur: dran glauben und ausprobieren.
Hausmittel gegen Reizdarm
Heilerde
Heilerde ist ein mineralisches Pulver (Granulat) und wird aus einer Lehmart, dem Löß, gewonnen. Das erklärt auch den Namen.
In der alternativen Medizin kommt es sowohl äußerlich als auch innerlich zum Einsatz. Heilerde ist sehr quellfähig und kann Stoffwechselprodukte und giftige Substanzen binden. Das erklärt die positive Wirkung bei Durchfall (17).
Laut Luvos, einem Hersteller für Heilerde, habe eine Studie der Charité die Wirksamkeit von Heilerde bei Reizdarm und Reizmagen an 64 Patienten nachweisen können. Einen Link zu der Studie konnte ich jedoch nicht ausfindig machen (18).
Meine Empfehlung: Flohsamen – günstig und wirksam.
Gemahlene Flohsamenschalen sind günstig, binden Wasser und quellen so im Darm auf, machen dadurch den Stuhl geschmeidig und gleitfähig.
Der therapeutische Effekt von Flohsamenschalen beim Reizdarmsyndrom ist durch mehrere Studien belegt (19).
Ich nehme selbst regelmäßig Flohsamenschalen ein, da es mir zu einem regelmäßigen Stuhlgang verhilft. Außerdem hat die regelmäßige Einnahme positive Effekte auf meinen Cholesterinspiegel.
Ich empfehle jedem, Flohsamenschalen regelmäßig einzunehmen. Für Reizdarmgeplagte hat diese Empfehlung natürlich nochmals einen höheren Stellenwert.
FAQ
Was hilft schnell bei Reizdarm?
Da man erst von einem Reizdarm Syndrom spricht, nachdem die Beschwerden schon eine Zeitlang anhalten (länger als drei Monate), gibt es leider keine schnelle Hilfe gegen das Syndrom als solches.
Bei starken Durchfällen empfiehlt sich die Einnahme von Loperamid. Bei schmerzhaften Krämpfen kann Buscopan schnelle Abhilfe schaffen. Beide Medikamente sollten jedoch nicht langfristig ohne Absprache mit dem Arzt oder Apotheker eingenommen werden.
Fazit und Empfehlung
Das Reizdarmsyndrom ist schwierig zu behandeln. Es gibt nicht die eine Ursache und noch weniger gibt es die eine Therapie.
Ich empfehle, das vielschichtige Reizdarmsyndrom (RDS) von vier Seiten anzugehen:
- Linderung der Symptome
- Ernährungsumstellung
- Darmsanierung
- Stressreduktion
Von den unzähligen Mitteln, die Reizdarm Beschwerden lindern sollen, möchte ich nur eines herausheben: die Flohsamenschalen. Sie sind sehr günstig und die Wirksamkeit (im Sinne von Besserung, nicht Heilung) ist in mehreren Studien gut belegt. Mit einer regelmäßigen Einnahme von Flohsamenschalen macht man also garantiert nichts falsch.
Was die anderen Mittel zur Linderung der unterschiedlichen Beschwerden anbetrifft (z.B. Iberogast oder Carmenthin), so kann ich nur dazu raten zu testen, welches Mittel für Dich am besten wirkt. Mit Ausnahme der Antidepressiva sind alle hier vorgestellten Arzneimittel rezeptfrei in der Apotheke erhältlich.
Bezüglich Ernährungsumstellung ist momentan die FODMAP-Diät am vielversprechendsten – auch hier rate ich zur Zusammenarbeit – am besten mit einem spezialisierten Ernährungsberater.
Spielst Du mit dem Gedanken einer Darmsanierung, so rate ich Dir, Unterstützung bei einem spezialisierten Heilpraktiker oder einem naturheilkundlich versierten Arzt zu suchen.
Da viele Menschen mit Reizdarmsyndrom in Stressphasen von einer Verschlimmerung der Beschwerden berichtet, kommt der Prävention und Reduktion von Stress eine bedeutende Rolle zu. Hier verweise ich gerne auf meine Artikel zum Stressabbau und meine Übungen zum Stimulieren des Vagusnervs.
Update für Mediziner: es gibt jetzt eine S3-Leitlinie für Reizdarmsyndrom von der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten: https://www.dgvs.de/wissen/leitlinien/leitlinien-dgvs/reizdarmsyndrom/
Quellen:
- https://cara.care/de/erkrankungen/reizdarm/reizdarm-haeufigkeit
- https://www.apotheken-umschau.de/Reizdarm/Reizdarmsyndrom-Symptome-und-Diagnose-11966_2.html
- https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/daz-az/2010/daz-35-2010/mini-entzuendungen-bringen-den-darm-aus-der-balance
- https://eatsmarter.de/ernaehrung/bei-krankheiten/ernaehrung-bei-reizdarm
- https://www.carstens-stiftung.de/artikel/reizdarmsymptome-bessern-sich-auch-langfristig-durch-low-fodmap-diaet.html
- Halmos EP, Power VA, Shepherd SJ, Gibson PR, Muir JG. A diet low in FODMAPs reduces symptoms of irritable bowel syndrome. Gastroenterol 2014; 146: 67-75 Abstract
- Schumann D, Klose P, Lauche R, Dobos G, Langhorst J, Cramer H. Low fermentable, oligo-, di-, mono-saccharides and pilyol diet in the treatment of irritable bowel syndrome: a systematic review and meta-analysis. Nutrition 2018; 45: 24-31 Abstract
- https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/news/artikel/2020/10/19/arznei-telegramm-kritisiert-kijimea-reizdarm-pro-und-erntet-anwaltsschreiben-vom-hersteller
- https://kijimea.de/kijimea-reizdarm-pro/
- https://www.buscopan.de/produkte/buscomint-bei-reizdarm
- https://www.docmorris.de/medias/14289607.pdf?context=bWFzdGVyfHJvb3R8MjE5MzAzfGFwcGxpY2F0aW9uL3BkZnxoZWMvaDRiLzg4OTAxMzg1MjU3MjYucGRmfGFlN2NlNWZkYTcwY2VjZjU1ODQxODk4NDA3ZDM4MmFiODU0MWQ4NjM4MjJhNTE4Y2Q4ZmQyYTI4MDllOTcwNjg
- https://www.perenterol.de/durchfall-bei-reizdarm.html
- https://www.buscopan.de/vorteile-von-buscopan
- https://www.netdoktor.de/medikamente/loperamid/
- https://reizdarmselbsthilfe.de/behandlung/arzneimittel
- https://biermann-medizin.de/antidepressiva-reduzieren-symptome-beim-reizdarmsyndrom/
- https://www.netdoktor.de/medikamente/heilerde/
- https://www.luvos.de/Anwendungsgebiete/natuerlich-gegen-Reizdarm
- https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/daz-az/2007/daz-29-2007/indische-flohsamenschalen-mehr-als-laxanzien
- https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC3697482/
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Doku von Arte zum Thema Medikamentensucht
Die Dokumentarfilmerin Liz Wieskerstrauch dreht eine Reportage über Menschen mit Medikamentensucht. Sie sucht noch nach Betroffenen, die sie zwei Tage in ihrem Leben begleiten kann.
Falls du also von deinen Benzodiazepinen (oder auch anderen Psychopharmaka) nicht mehr loskommst, obwohl dein eigentliches Problem gar nicht mehr da zu sein scheint, und du Interesse hast, dass sie dich zwei Tage begleitet, dann kannst du dich bei ihr unter liz@wieskerstrauch.com melden.
Das Projekt hat nichts direkt mit mir zu tun. Aber ich helfe hier gerne bei der „Vermittlung“.
CBD: eine Alternative
Während meiner persönlichen Leidenszeit, als ich noch selbst unter Depressionen und Angststörungen gelitten hatte, probierte ich viele pflanzliche Mittel aus, um von meinen Antidepressiva loszukommen. Ob Lasea (Lavendelöl), Johanniskraut, Baldrian oder homöopathische Mittel wie Neurexan – ich hatte schon alles probiert, bis ich schließlich auf CBD-Öl gestoßen bin, was bei mir letztlich den Durchbruch gebracht hatte.
Meinen Bericht, wie ich auf CBD gestoßen bin und wie es bei mir wirkte, kannst Du hier nachlesen.
Schnelle Hilfe?
Falls du Selbstmordgedanken hast und akut Hilfe brauchst: Anlaufstellen wie die Telefonseelsorge (0800 – 111 0 111 oder 0800 – 111 0 222) sind rund um die Uhr für dich erreichbar.
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