Wenn Du Mirtazapin verschrieben bekommen hast, wird Dir sicherlich Dein Arzt gesagt haben, dass Du während der Behandlung mit diesem Psychopharmaka kein Alkohol trinken sollst.

Medikamente, die auf die Psyche wirken, sollten möglichst nicht mit Alkohol kombiniert werden. Denn der Konsum von Mirtazapin mit Alkohol kann erhebliche Probleme verursachen. Viele Menschen haben solche Erfahrungen mit Mirtazapin bereits gemacht.

Aber wie genau verhält es sich mit den Wechselwirkungen, welches Risiko besteht und wie ernst ist dieser Rat zu befolgen?

Wie ist der Wirkmechanismus von Mirtazapin?

Abgebildet ist ein synaptischer Spalt. Dort befinden sich auch die Rezeptormoleküle für die Neurotransmitter, die durch Antidepressiva blockiert werden.

Mirtazapin, erhältlich in den Dosierungen 15 mg und 30 mg, gehört zu den tetrazyklischen Antidepressiva und wird in erster Linie bei akuten oder anhaltenden Depressionen angewendet (1).

Durch seinen beruhigenden Effekt wird der Wirkstoff teilweise auch bei anderen Erkrankungen wie Schlaf- oder Angststörungen verschrieben.

Seine Wirkweise erlangt dieses Antidepressivum aufgrund der Blockierung unterschiedlicher Rezeptoren im zentralen Nervensystem. Welche das genau sind, erfährst Du hier (Querlink:/mirtazapin/).

Mirtazapin blockiert Rezeptoren und erhöht Verfügbarkeit von Neurotransmitter

Die Rezeptoren betreffen jene Wege der Reizweiterleitung, die durch sogenannte biogene Amine vermittelt werden. Die wichtigsten Vertreter in diesem Zusammenhang sind die Neurotransmitter Noradrenalin, Dopamin, Serotonin und Histamin.

Durch den Einfluss von Mirtazapin stehen sie alle in größerer Menge zur Verfügung. Auch wenn diese Wirkung nur an wenigen Synapsen greift, so sind die Auswirkungen auf das empfindliche biochemischen Gleichgewicht deutlich spürbar.

Neben der dämpfenden Wirkung, die in erster Linie durch Histamin vermittelt wird, wirkt Mirtazapin angstlösend und stimmungsaufhellend.

Mirtazapin hat zwar einige Nebenwirkungen wie Gewichtszunahme (Querlink: /gewichtszunahme-mirtazapin/) und Schläfrigkeit, beeinflusst aber im Gegensatz zu den trizyklischen Antidepressiva nicht das Herz-Kreislauf-System.

Das ist natürlich insgesamt gut, ändert aber nichts an der kritischen Wechselwirkung mit Alkohol.

Wie wirkt Alkohol im Gehirn?

Was passiert in unserem Gehirn, wenn wir die Einnahme von Mirtazapind und Alkohol kombinieren?

Alkohol, genauer gesagt Ethanol, gelangt schon kurz nach der Einnahme fast vollständig in das Blut und kann die Blut-Hirn-Schranke ohne Probleme durchqueren.

Diese natürliche Barriere an den Blutgefäßen im zentralen Nervensystem sorgt dafür, dass Krankheitserreger oder Gifte diesen empfindlichen Bereich unseres Körpers nicht erreichen können.

Medikamente wie Antidepressiva werden aufwendig so hergestellt, dass sie diese wichtige Barriere überwinden können. Doch Ethanol gelangt aufgrund seiner geringen Größe einfach hindurch. Einmal im zentralen Nervensystem angekommen, stört der Alkohol unspezifisch unterschiedliche Abläufe (2).

Lesetipp: Mirtazapin absetzen auf die sanfte Art und Weise

Eingeschränkte Motorik und Glücksgefühle

Besonders das Kleinhirn reagiert empfindlich auf Alkohol. Es ist für die Feinabstimmung von Bewegung und die Koordination von Muskeln zuständig.

Die Auswirkungen zeigen sich in lallender Sprache, einem wankenden Gang und Schwierigkeiten mit dem scharfen Sehen.

Doch die Wirkung von Alkohol betrifft nicht nur die Motorik. Ein wichtiger Effekt des Alkoholrausches ist die Ausschüttung von Endorphinen und biogenen Aminen, allen voran Dopamin, aber auch Noradrenalin, Serotonin und Histamin.

Die Folge dieser Ausschüttung ist eine kurzfristige Enthemmung, die bis zur Euphorie ansteigen kann. Ängste verschwinden, die Hemmschwelle für riskante Handlungen sinkt und wir neigen zu Selbstüberschätzung. Besonders dieses Hochgefühl birgt das Risiko der psychologischen Abhängigkeit von Alkohol.

Die Müdigkeit danach

Doch dieser euphorisierende Rausch nach dem Trinken hält nicht lange an.

Die zunächst enthemmende Wirkung kippt irgendwann in eine hemmende. Jetzt wird das gesamte neuronale System durch den eingedrungenen Alkohol heruntergefahren und gedämpft. Wir werden träge und müde. Irgendwann schlafen wir dann ein, und wenn wir wach werden, ist der Rausch vorbei.

Allerdings wirkt er im Gehirn immer noch nach.

Wie es zum Kater kommt

Ein Kater als Folge eines Alkoholrausches besteht nicht nur aus Kopfschmerzen und Übelkeit. Er wirkt sich auch auf die Psyche aus.

Die rauschbedingte Störung des biochemischen Gleichgewichtes im Gehirn ist noch nicht wieder hergestellt, sondern kippt am Folgetag häufig ins Gegenteil. Unser Gehirn versucht gegenzusteuern und schießt dabei über, weil der Alkohol, gegen den es agiert, gar nicht mehr da ist.

Dies führt zu einem verstärktem Empfinden negativer Emotionen bis hin zur depressiven Verstimmung und zu Störungen der Emotionsregulation (3).

Der Maulwurf und der Adler

Der französische Schriftsteller Charles Baudelaire sagte einst:

„Der Wein wandelt den Maulwurf zum Adler.“

Das stimmt jedoch nur für den Moment des Rausches. Am nächsten Tag fällt der Adler nämlich deutlich tiefer, als es der Maulwurf je gekonnt hätte.

Insgesamt lässt sich also feststellen, dass bereits ein einmaliger Alkoholrausch eine nachhaltige Wirkung auf die Biochemie im Kopf und die Psyche hat. Deutlich schwerwiegender wird es, wenn durch eine gleichzeitige Einnahme Alkohol und Mirtazapin aufeinander treffen.

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Mirtazapin bei Alkoholentzug

Interessanterweise kommt Mirtazapin auch bei Alkoholabhängigkeit zum Einsatz.

Genauer gesagt soll Mirtazapin beim Alkoholentzug die Entzugssymptome lindern. Auch beim Entzug von anderen Substanzen, z.B. beim Entzug von Benzodiazepinen wie Tavor oder Xanax, ist Mirtazapin das Mittel der Wahl unter den Antidepressiva.

Warum ist eine Kombination aus Alkohol und Mirtazapin so gefährlich?

Die gleichzeitige Einnahme von Mirtazapin und Alkohol ist ein Drahtseilakt.

Bei der kombinierten Einnahme von Mirtazapin und Alkohol können zwei Phasen unterschieden werden: Der akute Rausch und der Kater am nächsten Tag.

Wie sich die Wirkung der Kombi "Alkohol + Antidepressiva" potenziert

Wenn Du Mirtazapin einnimmst und dabei Alkohol trinkst, kann es zu einer unkontrollierbaren Verstärkung der zentral dämpfenden Wirkungen des Antidepressivums kommen.

  1. Das Ethanol trifft auf ein Gehirn, in dem die Weiterleitung über biogene Amine bereits pharmakologisch manipuliert ist.
  2. Mirtazapin sorgt dafür, dass die Botenstoffe länger verfügbar sind und verstärkt so ihre Auswirkung.
  3. Ethanol kann diesen Effekt zusätzlich verstärken, indem es die Ausschüttung der biogenen Amine erhöht.

Von Filmriss bis Atemstillstand

Kurzzeitig kann das dazu führen, dass Du ein starkes Hochgefühl erlebst, obwohl Du gar nicht so viel getrunken hast.

Doch sehr schnell ist ein Kipppunkt erreicht, in dem nur noch die hemmenden Wirkungen beider Substanzen zum Tragen kommt. In Kombination wirken Mirtazapin und Alkohol nicht nur beruhigend, sondern mitunter weit darüber hinaus:

  • So kann es zu Bewusstseinsverlust und zur Ausschaltung von Schutzreflexen kommen.
  • Die Wahrscheinlichkeit eines Filmrisses ist deutlich erhöht.
  • Mitunter kann die zentral dämpfende Wirkung den Atemantrieb so weit herunterfahren, dass es während einer Bewusstlosigkeit zu einem Atemstillstand kommt.

Stärkerer Kater

Doch gehen wir mal davon aus, dass es so schlimm nicht kommt. Dann ist die Frage: Wie geht es Dir am nächsten Tag?

Ein stärkerer Rausch, auch wenn weniger Alkohol im Spiel war, führt dazu, dass Du auch an einem schlimmeren Kater leiden wirst. Das wird der ein oder andere Patient sicher aus eigener Erfahrung kennen. Die Erfahrungen reichen von einem verstärkten Auftreten von Kopfschmerzen bis hin zu massiver Übelkeit. Diese Symptome stehen aber nicht allein für sich.

Sabotage der eigenen Therapie?

Auch die psychischen Folgen des Konsums von Alkohol während einer Behandlung mit Mirtazapin sind folgenschwer.

  • So führen die Wechselwirkungen zwischen Alkohol und Antidepressivum unwiderruflich zu einem tieferem emotionalen Loch, in das Du fällst, wenn dieser Rausch abklingt.
  • Verstärkte Angst, Angstzustände, Übellaunigkeit und depressive Verstimmungen sind am Folgetag nach einer Kombination vor Mirtazapin und Alkohol deutlich ausgeprägter.

Das Ganze ist nicht nur unangenehm, sondern steht im absolutem Gegensatz zu deinem Ziel, der erfolgreichen Therapie Deiner Depression.

Kurz gesagt: Mit dem Konsum von Alkohol während einer Therapie mit Mirtazapin sabotierst Du (wie auch alle anderen Patienten) Deine eigene Behandlung.

Übrigens: da sowohl Mirtazapin als auch Alkohol in der Leber verstoffwechsel wird, dauert es länger, bis beides abgebaut wird. Das kann dazu führen, dass ein eventueller Kater auch länger anhält, weil die Leber jetzt doppelt gefordert ist.

Wie sieht diese Wechselwirkung bei anderen Antidepressiva aus?

Bei der Kombination von trizyklischen Antidepressiva mit Alkohol kann es zu lebensbedrohlichen Herzrhyhthmusstörungen kommen.

Grundsätzlich gilt für alle Antidepressiva (wie auch für viele andere Medikamente), dass sie nicht mit Alkohol kombiniert werden sollen.

Der zugrunde liegende Effekt ist bei all diesen Medikamenten derselbe, auch wenn er über unterschiedliche Mechanismen pharmakologisch erreicht wird. Minimale Unterschiede lassen sich einzig in der Intensität der Wechselwirkung erkennen:

Lebensbedrohliche Herz-Rhythmus-Störungen bei Alkohol zu trizyklischen Antidepressiva

Die Wechselwirkung von trizyklischen Antidepressiva mit Alkohol ist wohl am gefährlichsten. Zu den oben genannten Effekten kommen Nebenwirkungen dieser Medikamente auf das Herz-Kreislauf-System. Auf diese Weise kann es im Rausch zu lebensbedrohlichen Herz-Rhythmus-Störungen kommen.

Alkohol und MAO-Hemmer und Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer(SSRI)

Die Kombination von MAO-Hemmern und Alkohol ist ähnlich einzuschätzen wie die mit Mirtazapin.

Lediglich Selektive Serotonin Wiederaufnahme-Hemmer (SSRI) sind tendenziell weniger bedenklich in ihrer lebensbedrohlichen Interaktion mit Alkohol. Die negative Auswirkung auf Depressionen und den Therapieerfolg bleibt aber die gleiche.

Mein Ratschlag

Die Kombination von Alkohol und Depression ist grundsätzlich nicht gut und wenig zielführend, da Alkohol langfristig die Symptome Depressionen verschlimmert.

Antidepressiva in Kombination mit Alkohol verstärken unabhängig von dem genauen Medikament die negativen Auswirkungen des Alkohols auf die Psyche und können zusätzlich zu lebensbedrohlichen Situationen während des Rausches führen.

Aus diesem Grunde ist es ratsam, den Alkoholkonsum massiv einzuschränken (4).

Darf ich also gar keinen Alkohol trinken?

Muss das Glas also leer bleiben?

Da die akute Wechselwirkung zwischen Mirtazapin und Alkohol sehr unberechenbar ist und die Situation schnell kippen kann, solltest Du die Empfehlung, auf Alkohol zu verzichten, ernst nehmen und nach Möglichkeit auch einhalten.

Zusätzlich zerstört vor allen Dingen regelmäßiger Alkoholkonsum die positive Wirkung des Mirtazapins und verstärkt trotz Einnahme von einem Medikament die Symptome Deiner Depression. Dafür musst Du nicht einmal besonders viel trinken.

Gelegentlich ja - aber bitte ohne Rausch

Es klingt zwar zunächst so, als seien kleine Mengen ab und an durchaus in Ordnung. Doch auch der Effekt geringer Alkoholmengen sollte nicht unterschätzt werden.

Wenn Du Silvester nicht auf ein kleines Glas Sekt zum Anstoßen verzichten kannst, geht das wahrscheinlich. Doch es sollte in dieser Kombination wirklich bei sehr sporadischen Mengen bleiben, die zu keinem Rausch führen. Mit allem anderen tust Du Dir letztlich keinen Gefallen.

Grundsätzlich ist es sicherer und gesünder für die Psyche auf eine gleichzeitige Einnahme von Alkohol und Antidepressivum zu verzichten. Greife doch lieber auf alkoholfreie Alternativen zurück.

CBD: eine Alternative

Während meiner persönlichen Leidenszeit, als ich noch selbst unter Depressionen und Angststörungen gelitten hatte, probierte ich viele pflanzliche Mittel aus, um von meinen Antidepressiva loszukommen. Ob Lasea (Lavendelöl), Johanniskraut, Baldrian oder homöopathische Mittel wie Neurexan - ich hatte schon alles probiert, bis ich schließlich auf CBD-Öl gestoßen bin, was bei mir letztlich den Durchbruch gebracht hatte.

Meinen Bericht, wie ich auf CBD gestoßen bin und wie es bei mir wirkte, kannst Du hier nachlesen.

Meine Geschichte – und welches pflanzliche Mittel bei mir den Durchbruch brachte

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